Denkanstöße
Hier möchte ich mal einige Dinge ansprechen, auf die ich immer wieder - nicht nur von Anfängern in der Haltung - angesprochen werde.So einige Dinge sind doch etwas anders, als man es sich bei der Planung denkt.
Thema: Vergesellschaftung im "geräumigen" Terrarium
Oft wollen Halter eine Vergesellschaftung von zwei, oder gar mehr Arten in eine sogenannten "geräumigen" Terrarium realisieren.
Dazu möchte ich folgende Dinge sagen, über die man mal nachdenken sollte.
Um ungewollte Kreuzungen zu vermeiden, sollte grundsätzlich von einer Zusammenhaltung nahe verwandter Arten abgesehen werden. Wir Froschhalter sollten bestrebt sein, die Naturformen rein zu Halten. Es ist auch so schon schwer genug, die einzelnen Morphe (Varianten) voneinander zu unterscheiden. Bei manchen Arten sind die Übergänge fließend.
Eine Vergesellschaftung von unterschiedlichen Arten - z.b. Dendrobates mit Ranitomeya würde da schon eher gehen. (aber dazu unten mehr)
Dann höre ich oft: " Das Becken ist ja 60cm, oder 80cm hoch. Da müsste doch eine baumbewohnende- und eine bodenbewohnende Art zusammen gehen. Die eine Art ist ja oben unterwegs, die andere unten."
Mhhmmmm..... Meine Standardantwort ist folgende: " Gehe mal in den Wald und stell dich zwischen ein paar Bäume und Büsche. Dann misst Du mal 60-80cm vom Boden ab und denkst nochmal über die Nummer mit den Bodenbereich und dem Baumbereich nach."
Jeder umgefallene Baum, jeder zweite Felsen in der Natur, der von Froschmännchen als erhöhte Rufwarte genutzt wird, ist höher.
Daraus kann man ganz einfach schließen, dass in einem selbst 80cm hohen Becken die Bodenbewohner auch in den oberen Etagen zu finden sind. (Eines meiner Terribilis Männchen übernachtet in einem 60cm hohen Terrarium in einer Höhe von ca. 55cm kurz unter der Deckenscheibe!)
Zum anderen gibt es in unserem Hobby kaum reine Baumbewohner. Die meisten so genannten Arten (viele Oophaga, Ranitomeya) bewohnen eher die mittleren und unterern Strauchschichten. Selbst Arten wie die Oophaga pumilio Varianten leben meist in den unteren Etagen der Wälder. Sie bringen ihre Kaulquappen aber gerne in hoch gelegene Bromelientrichter, oder andere oben vorkommende Wasseransamlungen. Für die Haltung heißt das, dass diese Arten regelmäßig auch auf dem Boden unterwegs sind. Die "Baum-" und die "Bodenbewohner" kommen sich also ständig in die Quere.
Das gleiche gilt für die vermeitlich "große" Bodenfläche der Terrarien. Ein Becken von z.b. 100cm x 50cm ist zwar ein recht großes Terrarium, aber natürlich ein Witz verglichen mit der Größe natürlicher Reviere. Diese sind mehrere Quadratmeter groß. Auch das Größenverhältnis wird einem im Wald sehr gut klar.
Da wir in Gefangenschaft aber dafür sorgen, dass die Tiere immer genug zu fressen bekommen und auch Brutmöglichkeiten für Gelege und Kaulquappen vorhanden sind, reicht eine kleinere Wohnfläche zum Wohlbefinden aus. Aber für mehrere Arten?
Also, jeder der denk das er ein großes Becken, hat wo sowas doch gehen muss, soll hiermit gewarnt sein
Generell kann man eines zur Vergesellschaftung sagen (auch wenn es einen nicht weiterbringt, aber so ist es eben...)
Es kann klappen, muss es aber nicht!
Bitte, seht als Anfänger erst einmal davon ab! Es ist wichtig Dinge wie die Körpersprache der Frösche erst einmal kennen zu lernen. Man sollte Erfahrungen sammeln, so dass man schnell sieht, wenn ein Tier abmagert, sich unnatürlich oft versteckt und sich unwohl fühlt. Man sollte solche Erfahrungen erst einmal mit einer gut und vor allem friedlich lebenden Art als Paar, oder je nach Art als Gruppe sammeln. Das ist auch spannend und man merkt schnell, dass mehrere Arten nicht umbedingt nötig sind, um Leben ins Becken zu bekommen.
Oft sind es Kleinigkeiten, die eine Unterdrückung einzelner Tiere zeigen. Das kann schon ein bestimmender Hüpfer in Richtung "Gegner" sein. Das unterlegene Tier hält sich im Hintergrund und frisst nichts mehr. Wenn man das erst merkt, wenn das Tier abmagert, kann es schon zu spät sein.
Wer dennoch seine eigenen Erfahrungen machen möchte (bitte denkt vor allem an die Tiere), muss eine Möglichkeit schaffen, unterdrückte Frösche aus dem Becken zu fangen und artgerecht woanders unter zu bringen!
Thema: "Ich baue mir direkt eine große Anlage mit vielen Becken auf."
So wurde mir das schon oft erzählt. Leider ist es dann nach einiger Zeit so, dass man dann hört, dass irgendwas schief gelaufen ist und viel Frösche dieses Vorhaben nicht überlebt haben.
Hier nun mein Rat: Geht es langsam an. Fangt mit einem, oder zwei Terrarien an. Lernt die ganze Sache in Ruhe kennen. Lernt erstmal einzuschätzen, was für wieviele Tiere nötig ist. Was bringt mir die tollste Anlage mit 100 Fröschen, wenn ich es nicht auf die Reihe bekomme diese immer mit genügend Futter zu versorgen?! Lernt erst einmal kontinuierlich Futterzuchten am laufen zu halten. Nicht nur Drosophila, sonder auch andere Sorten. Die Tiere brauchen Abwechslung.
Dann kommen langsam die nächsten Becken dazu und man lernt die größere Menge zu verwalten....und so weiter.
Wer eine große Anlage haben möchte sollte auch "groß denken"! Denke groß bei der Raumplanung. Eine große Anzahl an Becken, folgt meist auch eine große Anzahl an Nachzuchten. Diese müssen vernünftig untergebracht werden. Das kostet Platz, der von Anfang an mit eingeplant werden muß. Denke groß in der zur Verfügung stehenden Futtermenge. Lieber etwas zu viel, als zu wenig. Kommt es zu Futterängpässen, bleibt nur das Bestellen von Futtertieren. Das ist bei einer großen Menge oft ein teurer Spaß, denn man muss ja nicht nur die Menge haben, die man sofort braucht um die Frösche satt zu bekommen, sondern auch die um neue Ansätze zu machen und die Frösche bis zu deren Reife weiter füttern zu können.
Wo wir gerade beim Geld sind....
Bitte bedenkt bei einer Anlage die Stromkosten! Es darf nicht sein, dass durch Sparsamkeit (weniger Licht, Heizung, oder sonst was) am falschen Ort, Nachteile für die Tiere entstehen!
Bedenkt auch, dass Strom leider eine immer teurer werdende Sache ist.
Thema: "Mal eben" Gutes Aussehen und Funktionalität
Das eine Anlage toll aussehen soll ist so klar wie Klosbrühe! Aber man sollte dennoch so einiges bedenken.
Es gibt in einem Hobby immer wieder Zeiten, wo Zeit eben knapp ist - im Job ist viel zu tun, oder man einfach krank ist.
Ich bin über die letzten Jahre dazu übergegangen, meine Anlage auf "MAL EBEN" um zu rüsten.
Das heißt einfach, dass es Arbeiten gibt, die regelmäßig erledigt werden müssen, aber druch zu viel Aufwand oft vernachläsigt werden. Wenn ich z.b. erst mal rumfummeln muss, um eingetragenen Bodengrund aus einem Aufzuchtbecken zu entfernen, oder um Beregnungsanschlüsse und Ablauf zu lösen, um das Terrarium aus den Regal zu bekommen, um es mal heiß aus zu spülen, mache ich es einfach nicht regelmäßig. Das ist so und da kann sich über lange Zeit keiner von frei sprechen!
Das Resultat ist eine mangelnde Hygiene bei den Nachzuchten. Da unter Umständen eine solche Reinigung wochenweise durchgeführt werden sollte, ist es besser, wenn man es "MAL EBEN" erledigen kann.
Ich habe z.b. meine Aufzuchten nur noch in Kunststoffkisten. Keine Regenanlage, kein Ablauf. Die kann ich einfach aus den Regal nehmen, komplett oben öffnen, die Frösche rausfangen und in eine andere, vorbereitete Box umsetzen. Dann "MAL EBEN" die Box auslehren und in der Wanne heiß auswaschen. Fertig.